Flyer sind ein wichtiges Kommunikations- und das wichtigste
Informationsverbreitungsmittel in der Techno-Kultur. Sie sind das Medium, durch das die
Interessierten in der Regel überhaupt von stattfindenden Parties erfahren. "Flyers
are considered by many club organizers as the most effective means of building a crowd in
so far as they are a relatively inexpensive way to target fine audience segments."
(ANM: Sarah Thornton, Club Cultures, S. 141)
Unter Flyern versteht man zunächst kleine Zettel oder Kärtchen, deren Aufdruck für
anstehende Parties wirbt. Ihre informationstechnische Funktion ist damit bereits
vollständig umrissen.
Je nach zur Verfügung stehendem Budget und ästhetisch-gestalterischen Vorstellungen der
Party-Veranstalter sind Flyer mehr oder weniger aufwendig konzipiert. Die einfachste
Variante sind kopierte Zettel mit den nötigen Angaben und eventuell einem Foto. Das
komplette Spektrum reicht über komplizierte oder verschnörkelte Computergraphiken, der
Verwendung von Euro-Schecks oder Strafzettel-Vordrucken bis zu Formen, in denen das
Material Papier aufgegeben wird, und anstelle dessen der Flyer aus einer leeren CD-Hülle
oder einer beschrifteten Back-Oblate besteht.
Grundsätzlich existieren zwei mögliche Wege, wie die Flyer zu den potentiellen
Partygästen gelangen: entweder liegen in sie an den techno-spezifischen Orten
(Plattenläden, Discotheken etc.) aus oder man bekommt sie auf Parties direkt in die Hand
gedrückt.
Allzuviel Text findet sich in der Regel nicht auf den Flyern - meist beschränkt man sich
darauf, Ort, Datum und die DJ's der Party zu nennen. Manchmal fügt man noch hinzu, wer
die Dekoration besorgt hat und stellt die Party unter ein möglichst prägnantes Motto.
Die Sprache von Flyern beschränkt sich also auf die kürzesten vorstellbaren Angaben von
Raum und Zeit und die Angabe der DJ's, was die Funktion hat, die Party im Hinblick auf den
oder die gespielten Musikstile identifizierbar zu machen. Sprache hat hier einzig die
Funktion, in knappster Weise bestimmte Informationen gezielt zu veröffentlichen und
mitzuteilen. Facetten wie Reflexivität und Expessivität kennt die Sprache der Flyer de
facto nicht. (ANM: Selbstverständlich finden sich Momente von Reflexivität etc. häufig
im ironisch verfremdeten Umgang mit kulturellen Symbolen auf den Flyern. Ein mögliches
Beispiel ist das Kopieren bekannter Trademarks, also jeweils bekannter Produktdesigns.
Hier soll jedoch nur der Bereich expliziter Sprache untersucht werden, weshalb dies für
die Untersuchung keine Rolle spielt. Mit Heinz Steinert kann hier von ironisch-reflexiven
Arbeitsbündnissen gesprochen werden. Vgl. Heinz Steinert: Am unerfreulichsten ist der
Kunstskandal, der ausbleibt, S. 10f)
Der Aussagewert der Flyer ist dabei zeitlich eng begrenzt. Wenn die jeweils beworbene
Party oder Veranstaltung vorbei ist, sind die Aussagen, die ein Flyer enthält, im Prinzip
wertlos.
Die Tragweite der Aussagen beschränkt sich also darauf, auf einen bestimmten Punkt in
Raum und Zeit hinzuweisen und endet in dem Moment, wenn dieser Zeitpunkt überschritten
wurde.