"Die Techno-Szene - man kommt nicht darum herum, es festzustellen -
ist eine veritable Drogenszene."
(ANM: Patrick Walder, Technodrogen, S.193)
Nicht von ungefähr erfolgte das erste massenmediale Notiznehmen der Techno-Kultur
über die Aneinanderkopplung der Thematik Techno an das skandalisierende Thema Drogen.
(ANM: 1991 erschien in der BILD-Zeitung ein Artikel mit dem Titel "Mit der Pille zum
Höllentanz", Autor: Marcus Heidemanns. Dessen Entstehungsweise ist mittlerweile
dokumentiert in: Friedhelm Böpple/Ralf Knüfer, Generation XTC, S. 105ff)
Helmut Ahrens, ein Berliner Soziologe, der ausführlich über Techno-Drogen gearbeitet
hat, dessen Texte früher häufig in Frontpage veröffentlicht wurden und der keinesfalls
der Hysterisierungs-Richtung der Yellow Press zugeordnet werden kann, vermutet daher:
"Höchstwahrscheinlich sind es 30-40% der Besucher von Techno-Parties und Raves, die
manchmal oder häufig (...) Partydrogen mit dem Schwerpunkt Ecstasy und Speed"
konsumieren. (Ahrens, Be Aware!, Frontpage 5.95, S.?)
Neben den akzeptierten und legalen Volksdrogen Alkohol und Nikotin, gilt Ecstasy im
allgemeinen als die Droge der Techno-Kultur schlechthin. Der Besitz und der Gebrauch von
Ecstasy ist in der BRD gesetzlich verboten, daher beschafft man es sich illegal für etwa
20 bis 30,- DM pro Tablette bei sogenannten Dealern. Eine Qualitätskontrolle bezüglich
der jeweils enthaltenen Wirkstoffe ist so nicht gegeben. Ecstasy, dessen chemische
Substanz MDMA ist und das im Techno-Slang oft auch als "E", "XTC" oder
einfach nur als "Pille" bezeichnet wird, nimmt man in der Regel als Tablette zu
sich und wird oft als Glücksdroge bezeichnet.
"Die Droge verbindet zwei gegensätzliche Wirkungen, Anregung und Entspannung, und
fügt eine feine einfühlende Eigenschaft hinzu." (ANM: Patrick Walder/Günther
Amendt, Ecstasy & Co, S. 18) Ein Ecstasy wirkt etwa 4-6 Stunden lang und seine
psychische Wirkung "wird von Konsumenten, zumindest zu Anfang ihres Drogengebrauchs,
oft so umschrieben:
Gesteigertes Selbstwertgefühl; Gefühle der Entspannung, von Wärme und Liebe; Offenheit
gegenüber dem eigenen Innenleben; Abbau von Hemmungen gegenüber anderen Menschen;
geistige Klarheit, seelische Ausgeglichenheit; große Akzeptanz und Mitgefühl gegenüber
anderen; Gefühl unerschöpflicher Energie; Steigerung der Erlebnisintensität."
(ANM: Patrick Walder/Günther Amendt, Ecstasy & Co, S. 19)
Mit Speed, also Amphetaminen, die meist in Pulverform durch die Nase geschnupft werden,
kann die zweite gängige Techno-Droge genannt werden, die im Gegensatz zu Ecstasy nicht
psychisch, sondern ausschließlich körperlich leistungsfördernd wirkt. Darüber hinaus
ist Cannabis (Haschisch, Marihuana) weit verbreitet, das auch insbesondere dazu dient,
nach einem `Ecstasy-Trip` allmählich die Party ausklingen zu lassen.
In einzelnen Techno-Segmenten spielt LSD eine Rolle und wer das Geld dafür hat, läßt es
sich, wie überall, mit Kokain gut gehen. Heroin und Crack als weitere bekannte Drogen
tauchen im Rahmen Techno-Kultur nicht öfter als an anderen Stellen in der Gesellschaft
auf.
Auf große Probleme stößt man, wenn die sozialen und psychologischen Wirkungen des
Drogengebrauchs auf die konkreten Alltagspraxen der Konsumenten untersucht werden sollen.
Die gesellschaftlich gängige Assoziationskette "Drogen - Sucht, Abhängigkeit -
Sozialer Abstieg - Obdachlosigkeit, Beschaffungskriminalität - Drop Out-Existenz"
gilt mit Sicherheit nicht für den Kontext des Drogengebrauchs in der Techno-Kultur. (ANM:
Vgl. hierzu: Diedrich Diederichsen, Die Elenden & die Erlebenden, in: Die Beute 4/94,
S. 11ff; Patrick Walder, Technodrogen, S. 196)
Mit Patrick Walder kann jedoch davon ausgegangen werden, daß der Faktor Drogengebrauch
ein integraler Bestandteil der Techno-Kultur ist und daher auch die Verfaßtheit dieser
Kultur zumindest mitbeeinflusst: "Ohne Drogen keine Marathonfeier. (...) Ecstasy ist
nicht Voraussetzung, aber es ist stilprägend für diese Kultur; so wie Woodstock ohne LSD
kaum denkbar war, wären Raves ohne XTC bloß Veranstaltungen zur körperlichen
Ertüchtigung". (ANM: Patrick Walder, Technodrogen, S.195)
Die Wirkungsweise von Drogen kann allgemein derart angesetzt werden, daß diese in die
Stimmungen, Wahrnehmungen, körperliche und psychische Leistungsfähigkeit des Individuum
eingreifen und diese verändern. Für den Fall von Ecstasy können als allgemeine
diesbezügliche Wirkungsweisen ein verändertes Zeitempfinden, größere Offenheit und
geringere Abwehrhaltung im Umgamg mit anderen Individuen und eine Verringerung der Ängste
angegeben werden. (ANM: Vgl. Patrick Walder/Günther Amerndt, Ecstasy & Co, S. 20)