Ruinengesang
 
Ein Hörspiel von Toni Arnold
 
© 1993
d.h.kopiert es, soviel ihr wollt
aber lasst mich wissen, wenn ihr's aufführt
kommerzielle Präsentationen tantiemenpflichtig
 
 

PERSONEN
 

SPRECHER Mann

SPRECHERIN Frau

LUKAS Mann über zwanzig

MARIA Frau über zwanzig

ORNITHOLOGE Mann über dreissig

RENTNER Mann über siebzig

RENTNERIN Frau über siebzig

KNABE 1 Junge, vorpubertär

KNABE 2 Junge, vorpubertär

KNABE 3 Junge, vorpubertär

SCHÜLER Schulklasse von Jungen und Mädchen, vorpubertär

LEHRER Mann über vierzig
 
 

Die Regieanweisungen sind aus der Perspektive eines Regisseurs am realen Schauplatz geschrieben. Dieser ist mit entsprechenden elektronischen Mitteln möglichst "echt" zu reproduzieren.

Hintergrund hört man ständig das Rauschen des Waldes und das Zwitschern der Vögel. Immer wenn es zwischen den gesprochenen Texten speziell erwähnt wird, sollte die Lautstärke dieses ständigen Grundgeräusches nahtlos und unauffällig kurz angehoben werden, um die Umgebung, eine einsame alte Ruine auf einem bewaldeten Hügel, wieder zu vergegenwärtigen.
 
 

Rahmen zu Beginn und zum Schluss des Stücks.

SPRECHER Meine Damen und Herren!

SPRECHERIN Hörer und Hörerinnen!

SPRECHER Zuhörerinnen und Zuhörer!

SPRECHERIN Mithörer und Mithörerinnen!
 

Trommel wie im Zirkus.

SPRECHER Dasselbe Spiel wie eh und je,

SPRECHERIN nichts neues unterm Himmelszelt.

SPRECHER Es rollt der Ball, herrjemine,

SPRECHERIN was ändert sich auf dieser Welt?

SPRECHER Wenn alles welkt und nichts vergeht

SPRECHERIN erklingt kein Lied, kein Menschenkind

SPRECHER erhört sein eigenes Gebet,

SPRECHERIN verblendet machen wir uns blind.

SPRECHER Ja, wer denn? Mutig, frisch voran!

SPRECHERIN Wer Angst hat bleibt zu Hause still,

SPRECHER der Fernsehschirm bringt Zucker an,

SPRECHERIN: das Bild sagt freundlich: live to kill!
 

Trommel.

Ende 1. Teil des Rahmens. Fortsetzung am Schluss.

Im Hintergrund Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS gähnt, spricht langsam und müde.
 

Morgensonne. Zwitschernde Vögelein. Rauschende Wipfel im Wind. Eine Ruine, hunderte von Jahren alt. Verfallene Mauern, Felswände in die Tiefe, und ich sitze hier oben auf der Burg. Ha, schon fast romantisch!

kurze Pause.

Verflucht, der Schlafsack ist nass. Und meine Kleider! Verdammt noch mal, alles nass! Scheisstau! Mühsam, alles ist so verflucht mühsam! Hab' ich denn noch was zu essen?

kramt im Rucksack.

Ach, was solls. Scheisse, verdammt. Verflucht, die Schuhe sind auch nass! Buäh!
 

Pause.. Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes. Schritte nähern sich.
 

LUKAS Oh, Besuch! Mal sehen...

kurze Pause.

Eine Frau, jung, bildhübsch, allein... Wo gibt's denn so was? Mmh, abwarten, ganz ruhig.

Die Schritte kommen ganz nah heran.
 

LUKAS Guten Tag, schöne Frau, so früh schon unterwegs?

MARIA erschreckt Äh, guten Tag.

LUKAS Bist du heute früh alleine hier hochgestiegen?

MARIA Leck mich!

LUKAS Oh lälä!
 

Marias Schritte entfernen sich ein Stück weit. Dann packt sie hörbar etwas zu essen aus. Ihre Stimme erklingt nun aus einigen Metern Distanz.

LUKAS Hast du mir auch ein Stück Brot? Ich habe solchen Hunger!

MARIA wirft ihm das Stück Brot zu Da!

LUKAS Ich heisse übrigens Lukas.

MARIA antwortet nicht.

LUKAS Du willst alleine sein, was?

MARIA Verpiss' dich.

LUKAS Wie heisst du denn?

MARIA Ja: Ich möchte in Ruhe gelassen werden!

LUKAS «Ja»? Ein schöner Name. Ich möchte auch «Ja» heissen!
 

Maria erhebt sich, geht einige Schritte weiter weg und setzt sich wieder. Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes. Mikrofon in der Mitte zwischen Lukas und Maria, also erklingen beide Stimmen aus Distanz.

LUKAS He, Ja! Wollen wir uns nicht ein wenig unterhalten?

MARIA Ich sorge selbst für meinen Unterhalt und dazu offensichtlich noch für deinen. Willst du noch Brot?

LUKAS Das meinte ich nicht. Ich möchte mit jemandem reden.

MARIA Tust du ja die ganze Zeit!

LUKAS Du ja auch! Unsere Unterhaltung lässt sich schon ganz gut an.

MARIA Kann man eigentlich hierzulande wirklich nirgendwo in Ruhe spazierengehen? Wird man wirklich überall von Idioten angequatscht?

LUKAS Dumme Gurke!

MARIA lacht laut Danke, ebenfalls!

Pause. Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes. Schritte nähern sich. Der Ornithologe geht zu Lukas. Mikrophon dort.

ORNITHOLOGE Guten Tag!

LUKAS Morgen.

ORNITHOLOGE Ein wunderschöner Tag heute, nicht? Sonne, Vögel, der Wald, es ist warm... was will der Mensch denn mehr?

LUKAS Essen, zum Beispiel.

ORNITHOLOGE Sind Sie denn hungrig?

LUKAS Ach nein...

Man hört eine Lerche im Wald.

ORNITHOLOGE Hören Sie?

Lerchengesang.

Eine Lerche!

LUKAS Hörst du, Ja? Die Lerche ist's!

MARIA ruft aus Distanz Ja!

ORNITHOLOGE Ja, früher hatte es noch mehr Vögel hier herum, Nachtigallen, Zaunkönige, Bluthänflinge, Rotkopfwürger... Die Vogelwelt wird arm und ärmer, oder was meinen Sie dazu?

LUKAS Ich verstehe nichts von Vögeln.

ORNITHOLOGE Aber auch Ihnen muss doch aufgefallen sein, dass es immer weniger Vögel gibt!

LUKAS Aber sie singen doch!

Man hört viel Vogelgezwitscher.

Der folgende kurze Monolog beginnt ruhig, steigert sich dann langsam, wird immer emotionaler, bis er in ein haltlos Weinen übergeht beim Schrei des Uhu. Die Vogelstimmen entsprechen den Angaben in einschlägigen Bestimmungsbüchern und sind entsprechend realistisch vorzutragen.

ORNITHOLOGE Aber Sie müssen zugeben: Früher klang der Wald schöner, vielfältiger! Heute gibt es viel weniger Vogelarten als noch vor zwanzig Jahren. So viele sind ausgestorben, verschwunden, weggezogen, können hier nicht mehr überleben, werden nicht geduldet, was weiss ich? Es ist furchtbar, glauben Sie mir, furchtbar! Hören Sie mal gut zu:

Der Gartenbaumläufer: ti-ti-deridi. tititit.

Der Fitislaubsänger: zizizi-dödödö-didadiu. wied-wied.

Die Nonnenmeise: ziwi-dädä; djä, djä, djä, djä, zit.

Der Trauerfliegenschnäpper: tsit-tsit-tsit, trui, trui, trui. bitt, bitt.

Der Gartenspätter: (ahmt die Rufe andere Vögel nach) ti-ti-deridi, tititit, zizizi-dödödö-didadiu, wied-wied, ziwi-dädä, djä, djä, djä, djä, zit, tsit-tsit-tsit, trui, trui, trui, bitt, bitt. dideried. teck, teck.

Der Uhu: huhu, huhu, huhu, huhu, huhu, huhu...
 

weint.

Schritte. Maria kommt hinzu.

MARIA Ich weiss. Kommen Sie. Haben Sie's gern, wenn ich Sie ein wenig umarme?

ORNITHOLOGE Ja, danke, es geht schon, danke...

seufzt noch ein wenig.

MARIA Beobachten Sie die Vögel schon lange?

ORNITHOLOGE Seit ich denken kann. Schon mein Grossvater beobachtete die Vögel. Er war nämlich Biologielehrer, müssen Sie wissen. Gott hab' ihn selig. Er war ein guter Lehrer, ja, wirklich, ein sehr guter Lehrer! Auch ich habe die Biologie eingehend studiert.

plötzlich wieder erfreut und lebendig:

Ich stamme aus einer Biologenfamilie, müssen Sie wissen, oder genauer gesagt aus einer Ornithologenfamilie. Das ist Tradition in unserer Familie, die Biologie, meine ich.

MARIA Sind Sie sehr verzweifelt?

ORNITHOLOGE Ich verzweifelt? Weshalb sollte ich verzweifelt sein? Die Vögel pfeifen, es ist schönes Wetter, ich unterhalte mich mit zwei netten Menschen, weshalb sollte ich da verzweifelt sein?

LUKAS Aber vorhin weinten Sie doch, oder etwa nicht?

ORNITHOLOGE Ach, wissen Sie, das passiert mir von Zeit zu Zeit, da kann man nichts machen, auch meinem Grossvater passierte das von Zeit zu Zeit. Vielleicht liegt das in unserer Familie, oder vielleicht ist auch die Biologie daran schuld, ich weiss es nicht. Aber nein, ich bin doch nicht verzweifelt, sonst würde ich doch gleich jetzt da hinunterspringen!

Der Ornithologe steht auf, geht hastig einige Schritte weg, ruft zu Lukas und Maria:

ORNITHOLOGE Hier, ja hier ist eine gute Stelle! Oder nein, da drüben ist es noch besser, glaube ich.

geht einige Schritte weiter, die Stimme erklingt aus noch mehr Distanz, dafür ums emotionaler:

Ja, hier würde ich hinunterspringen, genau hier. Die Schlossmauer geht senkrecht hinunter, etwas zehn Meter, dann folgt eine leicht überhängende Felswand von vielleicht dreissig Metern, macht im ganzen etwa vierzig Meter, und unten ist der Grillplatz! Kommt doch einmal her, seht euch das an. So eine gute Stelle zum Hinunterspringen! Richtig schön, von der Funktionalität und der Ästhetik her gesehen, ästhetisch schön, genau, das meine ich. Kommt her!

Schritte von Lukas und Maria. Das Mikrophon ist jetzt bei der Dreiergruppe.

LUKAS Ja, da habe ich auch schon hinuntergeschaut.

MARIA Der Grillplatz. Vielleicht glühen die Kohlen ja noch? Das wäre schön, mitten in die glühenden Kohlen, mitten ins Feuer!

lacht.

LUKAS Ein paar ehrwürdig würstchenbratende Wehrmänner wären mir lieber, genau auf den Kopf der Bande! Sehr gut! Ich sollte warten bis ich einen vors Visier bekomme, genau zielen und ihn dann erlegen, Kamikaze sozusagen, wie im Film! Ja, die Stelle ist wirklich schön, da muss ich Ihnen recht geben, Herr Ornithologe, wirklich schön!

ORNITHOLOGE plötzlich wieder ganz ruhig und nüchtern

Aber eben, ich bin nicht verzweifelt, also springe ich auch nicht. Im übrigen muss ich jetzt weggehen. 'Nen schönen Tag noch!

Schnelle Schritte entfernen sich. Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Ein seltsamer Mensch.

MARIA Ein schöner Mensch.

LUKAS Also ein seltsam schöner Mensch.

MARIA Ein Selbstmörder.

LUKAS Bist du sicher, ja?

MARIA Nein. Ich heisse übrigens Maria.

LUKAS Ich bin Lukas.

MARIA lacht Der Evangelist?

LUKAS lacht ebenfalls Und du die Mutter Gottes!

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Schau mal, ein Geier!

MARIA Wo siehst du einen Geier?

LUKAS Dort!

MARIA Ach was, ist doch bloss'n Mäusebussard.

LUKAS Für die Mäuse ist er der lebende Tod.

MARIA Na und? Ich mag eh keine Mäuse.

LUKAS Weshalb nicht?

MARIA Einfach so nicht. Hör auf, mich zu löchern.

LUKAS Wenn der Typ vorher gesprungen wäre, dort runter, glaubst du, der Mäusebussard hätte ihn gefressen?

MARIA Den ganzen Ornithologen? Wohl kaum.

LUKAS Ja, aber glaubst du, er hätte ihn ein wenig angeknabbert? Nur für sich und seine Jungen.

MARIA Schon möglich.

LUKAS Was hätte er wohl zuerst gefressen? Die Ohrläppchen? Die Zunge? Oder hätte er ihm zuerst den Bauch aufgeschlitzt? Mit dem Herzen begonnen, um sich anschliessend der Leber zuzuwenden?

MARIA Das scheint dich ja ungemein zu interessieren.

LUKAS Ich frag' mich halt, nur so.

MARIA Nur so?

LUKAS Mmh.

MARIA lacht Ich glaube dir nicht.

LUKAS Mmh.

MARIA Ist's wegen einer Frau?

LUKAS Schweig doch einfach!

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

Das Rentnerehepaar nähert sich langsamen und festen Schrittes.

MARIA Guten Tag.

RENTNER Guten Tag.

LUKAS Guten Tag.

RENTNERIN Guten Tag. Auch schon unterwegs, so früh?

MARIA Ja.

RENTNER Herrlich, hier oben. Man überblickt die ganze Gegend. Ja, die Burgherren wussten genau, weshalb sie hier oben hausten... Nichts blieb ihnen verborgen, absolut nichts! Stimmt doch, oder hab' ich recht?

MARIA Also, ich weiss nicht...

RENTNER Aber sicher! Man überblickt alles von hier aus, alles. Sehen Sie: Die Autobahn, mässig Verkehr, dort ein Zug, ja, es ist der Schnellzug, einmal die Stunde, weiter hinten, dort links, ein Güterzug. Rechts davon sieht man das Industriequartier, dort, sehen Sie? Das Industriequartier mit allen Fabrikanlagen. Plastikrohre für Kanalisation und Telefonleitungen, Fensterrahmen, Tierfutter, Pistolen und Sportgewehre, und dort, noch weiter rechts, im Dorf, steht die Schule. Die Kinder haben gerade Pause, glaube ich. Hast du mir mal mein Fernglas?

Rentnerin kramt in ihrer Tasche.

RENTNERIN Hier.

RENTNTER Ja, jetzt sehe ich's genau: Die Schulkinder haben wirklich Pause. Die Jüngeren spielen Fussball auf dem Betonplatz und die Älteren sitzen auf der Mauer um den Pausenplatz herum. Ja, man kann wirklich alles sehen von hier oben! Einige sind sogar verliebt ineinander und küssen sich.

lacht Ja, man sieht alles von hier oben.

RENTNERIN Aber als wir unsere Kinder gemacht haben, das konnte niemand sehen!

MARIA lacht, während der Rentner spricht, zuerst verhalten, dann immer lauter.
 

RENTNER Dafür konnten's alle Nachbarn hören, du warst ja immer so laut... Ausserdem predige ich dir schon seit Jahren, dass ich über dieses Thema nicht mehr zu sprechen wünsche. Könntest du das endlich einmal respektieren?

zu Maria Was lachen Sie so blöde?

MARIA Entschuldigen Sie bitte.

RENTNER Ach was, schon gut, das sind ja bloss alte Geschichten, die kümmern ja doch niemanden mehr, heutzutage, ihr habt es besser, jawohl, das habt ihr, heutzutage muss man sich nicht mehr schämen deswegen.

MARIA Haben Sie eine Ahnung!

RENTNERIN Hört doch nur wie die süssen Vögelein zwitschern!

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

RENTNER Dort, seht ihr diese braunen Punkte im Feld? Dort, gleich am Waldrand! Entlüftungsschächte geheimer Militärbunker. Geheim, ha! Wir durften bei Todesstrafe nichts verraten, damals, ja, das waren noch Zeiten, bei Todesstrafe durften wir nichts verraten, dabei kann doch jeder alles sehen, wenn er nur will! Alles!

RENTNERIN Ach übrigens, sind Sie der Mann von dieser bezaubernden jungen Dame?

LUKAS I wo, wie kommen Sie denn darauf?

RENTNERIN Mmh, ich weiss gar nicht... Sie haben einen ähnlichen Ausdruck im Gesicht, ein wenig traurig... genau, Ihre Augen sind so traurig!

MARIA Ich glaube, wir alle sind traurig, sehr sehr traurig. Die einen merken es, die andern nicht, die einen weinen, die andern quälen, die einen sterben, die andern töten... Wo ist der Unterschied?

RENTNER Dummes Zeug! Ihr habt ja noch das ganze Leben vor euch, was schwatzt ihr für dummes Zeug daher.

LUKAS Vielleicht bin ich morgen schon tot?

RENTNER Blödsinn. Wenn man nicht sterben will, dann stirbt man auch nicht, das ist meine feste Überzeugung, so wahr ich lebe! Jawohl!
 

Schritte, Vogelgezwitscher, Rauschen des Waldes.

Die Rentnerin packt hörbar das Essen aus.
 

RENTNERIN Kommst du? Es gibt Essen.

Schritte.

Bedient euch ungeniert! Vor allem Sie, junger Mann, Sie sehen so blass aus! Kommen Sie, essen Sie etwas, hier ist Brot und Käse.

LUKAS Danke. Danke sehr.

Essgeräusche. Vogelgezwitscher, Rauschen des Waldes.

RENTNERIN So, ich glaube, wir sollten langsam aufbrechen, sonst verpasst du das Volksmusik-Wunschprogramm im Radio und dann bist du den ganzen Nachmittag wütend.

RENTNER Was, schon so spät? Ja, gehen wir!

Die Rentnerin packt das Essen ein.

RENTNER Auf Wiedersehen!

RENTNERIN Auf Wiedersehen!

MARIA Auf Wiedersehen!

LUKAS Wiedersehen.

Die Schritte der Rentner entfernen sich.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Kannst du dir vorstellen, so alt zu werden?

MARIA So lange zu leben wie die beiden, meinst du?

LUKAS Ja, oder einfach so zu werden wie die beiden.

MARIA Ich weiss nicht. Vielleicht ist es ja dasselbe.

LUKAS Was?

MARIA Alt zu werden und so zu werden wie die beiden.

LUKAS Glaube ich nicht. Ach und überhaupt, das kann mir doch nun wirklich egal sein!

MARIA Ich glaube, dir geht es nicht gut.

LUKAS Weshalb meinst du?

MARIA Weil du sehr nachdenklich aussiehst und dich nicht ums Altern scherst.

LUKAS Ist das denn so wichtig, dass ich mich jetzt um mein Alter kümmere?

MARIA Nicht für alle Menschen.

LUKAS Für wen denn nicht?

MARIA Das weisst du genau.

LUKAS Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.

MARIA Deine Phantasie sprach gut an auf den Vorschlag des Ornithologen.

LUKAS Welchen Vorschlag?

MARIA Weshalb sträubst du dich so? Der mit dem Springen natürlich. Kamikaze, erinnerst du dich?

LUKAS Sei doch still.

MARIA Warum denn? Du wolltest doch auch, oder hat zumindest schon oft daran gedacht, und du konntest dich nicht entschliessen. Na?

LUKAS Und wenn es so wäre?

MARIA Tja... wärst du nicht der einzige.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Du wolltest... da.... 'runter?

MARIA Natürlich, wie du. Dir sieht man's ja schon von weitem an, oder glaubst du etwa, du machtest einen lebendigen Eindruck?

LUKAS Weiss doch nicht. Ist mir auch egal. Du auf jeden Fall siehst gesund aus.

MARIA Danke für's Kompliment. Du übrigens auch, sehr gesund sogar!

lacht.

Als Frau lernt man besser, sich zu verstecken.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Willst du immer noch springen?

MARIA Wenn du zuschaust wohl kaum.

LUKAS Und wenn wir zusammen springen?

MARIA Du nervst mich. Verschwinde doch einfach! Du hast hier nichts zu suchen.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Und wenn wir uns liebten?

MARIA Ja, in unserer Liebe werden wir wieder erblühn, vergessend allen Schmerz und alle Mühsal, Lüge und Verrat.

wütend

Entweder du verschwindest jetzt, oder ich gehe.

LUKAS gespielt weinerlich Aber ich bin doch so sehr einsam!

MARIA Dann gehe eben ich.

LUKAS höhnisch Wohin denn?

MARIA Stellst du wirklich noch solche Fragen?

Marias Schritte entfernen sich zögernd.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

Von weit her Geräusche einer sich nährenden Schulklasse.

Mikrofon bei Lukas, während des Dialogs kommt Maria wieder zu ihm.

LUKAS Gehst du nun, oder bleibst du?

MARIA Dort kommt eine Schulklasse.

LUKAS Die werden dich nicht aufhalten.

MARIA Ich möchte den Kindern den Anblick ersparen.

LUKAS Welchen Anblick?

MARIA Spritzt eigentlich Blut, beim Aufprall?

LUKAS Weiss doch nicht, vielleicht zerspringt der Schädel wie ein rohes Ei und das Gehirn spritzt in alle Richtungen.

MARIA Eben da meinte ich mit dem Anblick.

LUKAS Du wolltest jetzt... gerade jetzt?

MARIA Weshalb hast du plötzlich solche Angst? Du wolltest doch auch?

LUKAS Ich weiss nicht...

KNABE 1 im Vorbeigehen Guten Tag!
 

MARIA Guten Tag.

KNABE 2 im Vorbeigehen Guten Tag!

LUKAS Guten Tag.

KNABE 3 im Vorbeigehen Guten Tag!

Schnelle Schritte der drei Jungen. Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

KNABE 1 Guckt mal, diese Aussicht!

KNABE 2 Sieh dort, unser Schulhaus!

KNABE 3 Wo?

KNABE 2 Dort!

KNABE 3 Ich seh's nicht!

KNABE 2 Dort!

KNABE 3 Ich seh's immer noch nicht!

KNABE 2 Dort!

KNABE 1 Dort, ich seh's genau!

KNABE 3 Aber ich seh's nicht. Ich seh's nicht.

Während des folgenden Dialogs kommt die gesamte Schulklasse hoch zur Ruine. Entsprechende Geräusche. Das Mikrofon ist bei Lukas und Maria, der Lehrer spricht aus Distanz.

LUKAS Siehst du's?

MARIA Was?

LUKAS Das Schulhaus.

MARIA Welches Schulhaus?

LUKAS Ihr Schulhaus.

MARIA Wer «ihr»?

LUKAS Die Schüler natürlich.

MARIA Was ist mit denen?

LUKAS Ich hab' dich gefragt, ob du das Schulhaus der Schüler hier gesehen hast!

MARIA Ach...
 

LEHRER pfeift laut mit seiner Trillerpfeife.

Kommt jetzt alle her zu mir!

Die Schulklasse lärmt weiter.

LEHRER pfeift wieder, diesmal länger und lauter.

Kommt jetzt sofort alle her zu mir und seid still!

Es wird langsam ruhig.

LEHRER Wir befinden uns hier achthunderteinundsechtzig Meter über Meereshöhe auf einer siebenhundertdreiundachtzig Jahre alten Burgruine. Von hier aus beherrschten die Vögte während Jahrhunderten das ganze Land, das ihr hier um uns herum seht und noch viel mehr. Ich habe euch die Geschichte dieser Burg auf Blätter fotokopiert. Ich verteile sie jetzt und sammle sie nachher wieder ein.

Während des folgenden Dialogs Schritte der beiden Flüchtenden.

LUKAS Komm, weg hier, schnell.

MARIA Warum?

LUKAS Irgendwo den Weg wieder runter, da, komm. Nein, das ertrage ich nicht mehr, nein, nicht jetzt und nie mehr! Arschlöcher, nur Arschlöcher, wenn die wüssten, was für Scheisse die daherplappern...

spuckt auf den Boden.

MARIA Solche Typen bilden unsere Kinder. Das ist die Welt.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes. Die Schulklasse ist nicht mehr zu hören.

LUKAS Wolltest du einmal Kinder haben?

MARIA Wer möchte das nicht, im Grunde?

LUKAS Ich wollte nie welche.

MARIA Ich schon.

LUKAS Du bist auch eine Frau.

MARIA Das hat nichts damit zu tun. Ich glaube dir nicht, dass du dir nie Kinder gewünscht hast.

LUKAS Wohin sollte ich sie denn setzen?

MARIA Eben.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Aber den Anblick wolltest du ihnen ersparen.

MARIA Ja. Warum willst du dir eigentlich den Anblick des Lehrers ersparen?

LUKAS Ich ertrag's nicht mehr, einfach nicht.

MARIA Ich brauch's nicht mehr. Kommt's denn noch drauf an, was ich noch sehe und was nicht? Weisst du, ich glaube, du solltest nicht springen. Du hast noch zuviel Leben in dir.

LUKAS Ach wo.

MARIA Ist's wegen einer Frau?

LUKAS Ach wo.

MARIA Mir kannst du's doch sagen!

LUKAS S'ist wegen allem.

MARIA Auch wegen Menschen wie mir?

LUKAS Gerade wegen solcher Menschen.

MARIA Aha. Du tust mir leid.

LUKAS Ich tue mir auch leid.

MARIA Das sieht man.

LUKAS Und du tust mir auch leid.

MARIA Wirklich?

LUKAS Ja.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

MARIA Gehen wir uns die Klasse anschauen?

LUKAS Wozu?

MARIA Nur so, zum Zeitvertreib!

LUKAS Würdest du mich festhalten?

MARIA Ja.

LUKAS Also, gehen wir.

Schritte von Maria und Lukas, zusammen mit dem Mikrofon. Man hört die Klasse und den Lehrer wieder, zuerst aus der Ferne, dann immer näher.

LEHRER Haben ihn alle gesehen?

SCHÜLER Jaaa!

LEHRER Und nun geht ihr vom Bahnhof aus nach rechts oben, was seht ihr da für ein Gebäude? Das mit dem Turm in der Mitte auf dem Dach?

SCHÜLER zögernd einsetzend, dann immer mehr Stimmen

Das Schulhaus! Unser Schulhaus! Das Schulhaus! Unser Schulhaus! Unser Schulhaus! Das Schulhaus!

KNABE 2 Ich habe das Schulhaus schon lange vorher gesehen!

KNABE 1 Das kann jeder behaupten.

KNABE 3 Genau, ich bin Zeuge, er hat das Schulhaus nicht gesehen!

KNABE 2 Ich habe das Schulhaus zuerst gesehen, ich, ich, ich, und du hast es nicht gesehen, du verdammter Lügner, du hundsgemeines Arschloch!

KNABE 3 Selber Arschloch! Drecksau! Hurensohn!

KNABE 2 gleichzeitig Hurensohn! Arschloch! Drecksau!

LEHRER energische Trillerpfeife Rrruhe!

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes. Bei folgendem Dialog zunehmender Kinderlärm.

LEHRER Wir machen jetzt fünfzig Minuten Mittagshalt. Ihr habt euer Essen selber mitgebracht. Diejenigen, die etwas zu grillieren haben, sorgen selbst für das Feuer.

KNABE 2 Aber zum Braten reichen doch fünfzig Minuten nicht. Ich will mein Schweinskotelett schön knusprig braten, da brauche ich gute Glut! Das geht doch nicht in fünfzig Minuten!

LEHRER Keine Diskussionen! Ich sagte ausdrücklich, ihr könnt Würste mitnehmen und sie hier oben braten, von Koteletts habe ich nichts gesagt. Keine Diskussionen!

KNABE 2 Und was mach' ich nun mit meinem Schweinskotelett? Meine Mutter hat es extra für mich mariniert!

LEHRER Keine Diskussionen!

KNABE 2 Aber...

LEHRER Willst du wohl hören?

KNABE 2 leise Arschloch!

LEHRER Was hast du gesagt?

Vogelgezwitscher und Rauchen des Waldes. Kein Kinderlärm mehr.

LEHRER Was hast du da gesagt?

KNABE 2 ganz leise Waschkoch!

LEHRER Ich habe nicht verstanden!

KNABE 2 lauter Waschkoch!

LEHRER Dafür kriegst du eine Stunde Arrest!

KNABE 2 Aber...

LEHRER Keine Diskussionen! Sieh doch, die anderen sind schon dabei, Feuer zu machen. Wenn du ihnen nicht sofort hilfst, verbiete ich dir, dein Kotelett zu braten! Los!

Vogelgezwitscher, Kinderlärm und Rauschen des Waldes.

Mikrofon wieder bei Lukas und Maria.

MARIA Gingst du gern zur Schule?

LUKAS Als ich Kind war, ja.

MARIA Wann hast du denn aufgehört, ein Kind zu sein?

LUKAS Vielleicht als ich es das erste mal besser wusste als der Lehrer.

MARIA Hattest du viel Liebe in der Schule?

LUKAS Nein.

MARIA Ich auch nicht. Aber daran waren wir selber schuld.

LUKAS Meinst du?

MARIA Ja.

Vogelgezwitscher, Kinderlärm und Rauschen des Waldes.

Schritte des Lehrers zu Lukas und Maria.

LEHRER Guten Tag. Ich störe Sie doch nicht etwas?

LUKAS Nein, nein, ganz und gar nicht.

LEHRER Ja, so eine Schulreise ist schon ungeheuer anstrengend. Sie denken sicher, das sei eine schöne Arbeit, mit einer Schulklasse unsere Heimat zu erwandern?

LUKAS Ich weiss nicht.

LEHRER Furchtbar anstrengend ist es, nichts als anstrengend. Sehen Sie all diese blöden Bengel und üblen Gören? Vor zwanzig Jahren konnte man noch anständig Schule machen, aber heutzutage... Sehen Sie doch selbst!

MARIA Ich sehe junge Menschen. Ganz junge, quicklebendige Menschen. Die sind doch in Ordnung!

LEHRER Sie sind eben selber noch jung, Sie haben noch die gleichen Ideale, aber wenn man langsam älter und reifer wird, mit wachsender Berufspraxis sozusagen, erlangt man einen anderen Blick, einen Blick für das Wesentliche im Menschen und damit auch einen Blick für das Wesentliche an dessen Ausbildung.

MARIA Und das wäre?

LEHRER Aus diesen Menschen gute Staatsbürger zu machen. Dafür werde ich schliesslich bezahlt. Reife und verantwortungsbewusste Staatsbürger! Jawohl!

LUKAS lacht laut.

LEHRER Was gibt es da zu lachen? Das ist ein sehr ernstes Thema!

MARIA lacht ebenfalls laut.

LEHRER beginnt auch zögernd zu lachen, verstummt dann und entfernt sich grusslos.

Immer noch Gelächter von Lukas und Maria.. Im Hintergrund beginnen die Kinder zu lachen.

LEHRER So weit sind wir also schon! So weit sind wir also schon! So weit sind wir also schon!

Das allgemeine Gelächter geht unvermindert weiter.

LEHRER pfeift auf seiner Trillerpfeife, so laut er kann. Sofortiger Abbruch des Gelächters.

In fünf Minuten ist Abmarsch! Packt eure Sachen und macht euch bereit!

KNABE 2 Aber jetzt habe ich mein Kotelett noch nicht einmal angefangen zu braten!

LEHRER Keine Diskussionen! Wir haben noch einen langen Marsch vor uns. Beeilt euch!

LUKAS laut Hoffentlich auf Nimmerwiedersehen!

Die Klasse bricht auf und verschwindet. Dazu Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS ruft laut hinterher Auf Nimmerwiedersehen!

MARIA Sei doch still!

LUKAS so laut er kann Auf Nimmerwiedersehen!

MARIA Was bringt denn das jetzt?

LUKAS so laut er kann, am Ende in blosses Keuchen übergehend Weg! Verschwinde! Weg! Nie mehr! Verschwinde! Weg! Weg! Weg! Weg! Weg! ...

Vogelgezwitscher, Rauschen des Waldes und Keuchen von Lukas.

MARIA Du regst dich zu sehr auf.

LUKAS Und du hast versprochen, mich zu halten.

MARIA Habe ich doch!

LUKAS Nein, hast du nicht! Du spöttelst bloss über mich.

MARIA Das ist nicht wahr.

LUKAS Doch!

MARIA Du wirst es ja wohl besser wissen.

LUKAS Du hast dein Versprechen nicht gehalten.

MARIA Bist du noch hier oder nicht?

LUKAS Natürlich bin ich noch hier, wo sollte ich denn sonst sein?

MARIA Na also, ich habe dich so gut festgehalten, dass es dir nicht einmal in den Sinn kam, dort runter... lacht.

LUKAS Das mit dem Festhalten habe ich wörtlicher gemeint.

MARIA Du hast gar nicht versucht, dich loszureissen. Weshalb sollte ich da zupacken?

LUKAS Du weisst doch, was ich meine.

MARIA Du nervst mich.

LUKAS Du mich auch.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Schau mal, eine Blindschleiche!

MARIA Wo?

LUKAS Da, gleich hinter dir!

MARIA springt auf Iih, was für ein grässliches Vieh!

LUKAS Grässlich? Wieso grässlich?

MARIA Einfach so. Punkt.

LUKAS Was kann sie denn dafür, dass sie als Blindschleiche geboren wurde?

MARIA Das ändert nichts daran, dass ich sie grässlich finde.

LUKAS Wahrscheinlich findet sie dich auch grässlich.

MARIA Soll sie doch.

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Warst du ein herziges Kind?

MARIA Alle Kinder sind herzig.

LUKAS Du weisst, dass du jetzt gelogen hast.

MARIA Hör doch auf mit diesen blöden Spielchen.

LUKAS Die Blindschleiche ist verschwunden.

MARIA Bist du sicher?

LUKAS Tue doch nicht so.
 

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Wir könnten doch verreisen, wir beide!

MARIA Wohin denn?

LUKAS Ans Meer, zum Beispiel.

MARIA Und was sollen wir dort tun?

LUKAS Flitterwochen spielen, zum Beispiel.

MARIA lacht laut Du und deine komischen Ideen!

LUKAS Gibt's zu, die Idee gefällt dir.

MARIA Quatsch.

LUKAS Wieso Quatsch? Flitterwochen sind etwas Schönes, und wenn wir uns sowieso umbringen, kommt es doch nicht mehr darauf an!

MARIA Und sonst käme es dir darauf an?

LUKAS Natürlich.

MARIA Worauf denn?

LUKAS Nun, ob du zu mir passt, zum Beispiel.

MARIA Ach, sei doch endlich einmal still, einfach still, nur still!

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS summt ein fröhliches Kinderlied.

MARIA wartet die zweite Strophe ab und summt dann mit.

Plötzlich lachen beide herzlich.

LUKAS Sollen wir uns nun lieben - oder springen?

MARIA Weiss nicht.

LUKAS Weiss auch nicht.

MARIA Wenn wir nicht wissen, bleiben wir am Leben.

LUKAS Aber es wär' ein wenig wie wenn wir schon gestorben wären.

MARIA Für uns gibt's keinen Tod, denn wir sind schon gestorben.

LUKAS Wir sind schon gestorben, also sind wir frei! Frei zur Liebe!

MARIA Und was für eine Liebe! Denn jenseits wartet de Tod.

LUKAS Jenseits wartet der Tod!

MARIA Jenseits, ja, jenseits!

LUKAS Ja, jenseits!

MARIA Schweig doch endlich! Schweigt doch endlich, alle, seid doch endlich still!

Vogelgezwitscher und Rauschen des Waldes.

LUKAS Die Vögelein pfeifen.

MARIA weint leise.

LUKAS aufmunternd Mmh?

MARIA abwehrend Mmh!

LUKAS Mmh?

MARIA Mmh?

LUKAS Mmh?

MARIA Mmh?

LUKAS Mmh?

MARIA Mmh?

LUKAS Mmh?

MARIA Mmh?

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Die Stimmen der beiden neigen sich einander immer mehr zu, dabei werden sie immer leiser, bis sie im Vogelgezwitscher und dem Rauschen des Waldes schliesslich untergehen.
 
 

2. Teil des Rahmens

Plötzlich Trommel, kein Hintergrundgeräusch mehr.

SPRECHER Das war's, erzählt wird nicht der Schluss.

SPRECHERIN Sind sie am lieben, sind sie tot?

SPRECHER Wer's wissen will, hat viel Verdruss,

SPRECHERIN wer's sehen will gerät in Not.

SPRECHER Drum schliesst die Bücher, esst und trinkt!

SPRECHERIN S'ist Zeit zu Feiern, Zeit zum Tanz!

SPRECHER Wenn niemand dir zum Abschied winkt,

SPRECHERIN dann windest du dir einen Kranz,

SPRECHER trägst ihn zum Friedhof, legst ihn ab,

SPRECHERIN verhöhnst der Götterseelen Fluch,

SPRECHER vergisst des alten Lebens Grab,

SPRECHERIN wohlan, nur Mut für den Versuch!
 
 

Trommel.

Ende des Rahmens.