foucaultshred6


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poster by hallodrillard on December 03, 1999 at 19:15:36:

in reply to: foucault shredder poster by hallodrillard on December 03, 1999 at 19:10:32:

: Vor allem ist es die Perfektion dieser analytischen Chronik der Macht, die beunruhigt. Wie ein Wasserzeichen zeichnet sich hinter dieser Schrift, die zu schön ist, um wahr zu sein, die Erkenntnis ab, daß dieses Zeitalter insgesamt schon auf der Kippe stehen muß, wenn es möglich ist, derart endgültige Einsichten über die Macht, die Sexualität, den Körper und die Disziplin bis hin zu deren äußersten Metamorphosen auszusprechen. Irgendwie muß es mit alledem schon vorbei sein: anders gesagt, Foucault kann ein so wunderbares Tableau nur darum entfalten, weil er an den Grenzen einer schon von Grund auf erschütterten Epoche operiert (die man vielleicht einmal das " klassische Zeitalter " nennen wird, dessen letzter großer Dinosaurier der dann wäre).

In einer solchen Lage finden die Flammen der Analyse leicht Nahrung, bevor ihr die Begriffe entzogen werden. " Spreche ich von der Zeit, ist sie schon nicht mehr ", sagt Apollinaire. Vielleicht kann Foucault nur deswegen so von der Macht sprechen, weil sie tot ist, nicht nur unwiederbringlich zerstreut, sondern schlicht und einfach aufgelöst auf eine Weise, die sich unserem Verständnis entzieht: durch Umkehrung, Annullierung oder exzessive Simulation, was weiß ich! (Vergessen wir dabei nicht, daß Foucault von der Macht in realen, objektiven Begriffen spricht, zwar mannigfach gebrochen, aber doch in Begriffen, die eine objektive Betrachtungsweise nicht in Frage stellen - einer infinitesimalen und zersplitterten Macht, deren Realitätsprinzip von jedoch nicht angezweifelt wird. Auf jeden Fall ist etwas auf der Ebene der Macht geschehen, was Foucault auf dem Boden seiner Genealogie nicht mehr fassen kann: Für ihn gibt es kein Ende des Politischen, lediglich die Umwandlung vom Despotischen zum Disziplinären und neuerdings zum Mikrozellulären, entsprechend der Entwicklung von Physik und Biologie. Was für eine ungeheuerer Fortschritt gegenüber dem Imaginären der Macht, daß uns beherrscht! Nichts hat sich hingegen an der Axiomatik der Macht geändert: unfähig, über ihren Schatten zu springen, hält sie an der Minimaldefinition der Macht - als reale Funktion - fest. Sie orientiert sich immer noch an einem Realitäts- und Wahrheitsprinzip im strengen Sinne, an der Möglichkeit einer Übereinstimmung von Politischem und Diskurs. (Die Macht ist nicht mehr despotisch - wie das Verbot und das Gesetz -, aber immer noch objektiv und real.)


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